Büro, Schule, Friseur

Wo die Ansteckungsgefahr durch Covid-Aerosole am größten ist.

Auch ein Jahr nach Beginn der Corona-Krise in Deutschland ist noch immer schwer abschätzbar, an welchen Orten die Ansteckungsgefahr mit dem Virus am höchsten ist. Um etwas Klarheit zu schaffen, hat die Technische Universität Berlin in einer Studie den Austausch von Aerosolen in Innenräumen des öffentlichen Lebens berechnet. Das Ergebnis sieht besonders weiterführende Schulen und Mehrpersonenbüros als kritisch an.

 

Voraussetzung der Berechnungen ist, dass an den untersuchten Orten die Hygiene- und Lüftungsregeln eingehalten werden. Zudem betrachtet das Infektionsrisikomodell Faktoren wie Aufenthaltsdauer, Luftströmungen und Aktivitätsgrad. Es ist also relevant, ob viel gesprochen wird oder ob sportliche Aktivität die Atemfrequenz erhöht. Basierend auf der Annahme, dass sich nur eine infizierte Person mit anderen Menschen in einem Raum aufhält, zeigt die Studie mittels eines situationsbedingten R-Wertes auf, wie viele Menschen sich womöglich anstecken.

Ist ein Besuch bei wenig ausgelasteten Theatern, Museen oder Friseuren mit einem R-Wert von unter 0,6 vergleichsweise unkritisch, würde sich laut diesem Modell bei einem einstündigen Aufenthalt in einem Supermarkt bereits eine andere Person anstecken. Besonders hoch werden die Werte wenn man von Orten ausgeht, an denen keine Masken getragen werden: In einem zur Hälfte belegten Fitnessstudio, in welchem die Besucher keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, liegt der R-Wert bei etwa 3,4. In einem 50% ausgelasteten Mehrpersonenbüro errechnet das Modell einen Wert von 8,0 und in einer vollbesetzten weiterführenden Schule gehen die Berechnungen sogar von 11,5 angesteckten Personen aus.

Zwar sinkt bei niedrigen Infektionszahlen auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine infizierte Person ebenfalls im Raum aufhält, das Fazit bleibt dennoch, dass wenn sich eine Personengruppe über eine längere Zeit mit einer infizierten Person in einem geschlossenen Raum aufhält, das Risiko einer Ansteckung sehr hoch ist. Noch größer wird es, wenn an dem Ort ein hoher Aktivitätsgrad herrscht und/oder auf Masken verzichtet wird. Zudem lässt die Studie bisher den SARS-CoV-2-Mutanten B117 außer Acht, welcher nach aktuellen Erkenntnissen deutlich ansteckender sein soll als die Ursprungsvariante.